Freiheit in der Liebe: Chancen und Herausforderung einer offenen Beziehung
Offene Beziehungen brechen mit der traditionellen Vorstellung von Monogamie und erlauben es, innerhalb der bestehenden Partnerschaft auch romantische oder sexuelle Beziehungen zu anderen Menschen zu führen. Diese Beziehungsform basiert auf Einverständnis, Offenheit und ehrlicher Kommunikation zwischen allen Beteiligten. Es gibt verschiedene Arten offener Beziehungen: vom gelegentlichen sexuellen Abenteuer bis zur dauerhaften Verbindung mit mehreren Personen. In diesem Beitrag erfährst du alles, was du über eine offene Beziehung wissen musst.
5 Vorteile, die eine offene Beziehung mit sich bringen kann
Happily ever after oder doch eher Abwechslung in der Liebe? In unserer Studie1 gaben zwar 83 Prozent der Befragten an, aktuell eine monogame Beziehung zu führen oder eine solche schonmal geführt zu haben – doch die Toleranz für alternative Beziehungsmodelle ist groß. 41 Prozent unserer vergebenen Befragten wünschen sich sexuelle Abwechslung. Rund ein Drittel könnte sich eine offene Beziehung durchaus vorstellen, darunter fallen deutlich mehr Männer als Frauen. Auch polyamore Partnerschaften – also einvernehmliche Beziehungen zwischen mehr als zwei Menschen – wären für rund ein Viertel unserer Befragten ein mögliches Beziehungsmodell. Besonders interessant: Ganze 70 Prozent unserer Befragten sind sich sicher, dass ein offener Umgang mit Sexualität viel Untreue in Beziehungen vermeiden könnte. Doch welche Vorteile bringt eine offene Beziehung tatsächlich mit sich?
- Ehrliche Kommunikation: Offene Beziehungen erfordern eine hohe Kommunikationsbereitschaft und absolute Transparenz über Gefühle und Bedürfnisse. So schafft ihr in eurer Partnerschaft viel Ehrlichkeit und Offenheit – und stärkt so eure Bindung.
- Gegenseitiges Vertrauen: Ebenjene Offenheit kann außerdem dazu beitragen, auch euer Vertrauen ineinander noch zu stärken. Indem ihr euch beide an gemeinsam festgelegte Regeln haltet und euch regelmäßig über eure Gefühlslage austauscht, wachst ihr weiter zusammen.
- Erkunden der eigenen Wünsche: Eine offene Beziehung kann den nötigen Rahmen bieten, ganz frei die eigenen Wünsche und Grenzen zu erkunden und damit auch persönlich zu wachsen.
- Freiheit und Autonomie: Die Freiheit dieser alternativen Beziehungsform schafft viel Raum für individuelle Bedürfnisse – und kann so die Hauptbeziehung entspannen, weil nicht mehr die Erwartungshaltung besteht, eine einzelne Person müsse alle Bedürfnisse des*der Partner*in erfüllen.
- Bewusstere Zeit als Paar: Wer außerhalb der Hauptbeziehung sehr aktiv mit anderen Menschen ist, kann und sollte sich bewusst Zeit für den*die Partner*in nehmen. Diese bewusste Zeit kann mehr Qualität in die Beziehung bringen.
3 Herausforderungen und mögliche Überlegungen, um alternative Beziehungsmodelle zu meistern
Während offene Beziehungen viele Vorteile bieten können, sind sie nicht frei von Herausforderungen. Bevor du dich für eine offene Beziehung entscheidest, ist es wichtig, sich über potenzielle Schwierigkeiten im Klaren zu sein und auch schon vorab zu überlegen, ob du mit diesen umgehen könntest. Folgende Herausforderungen sind typisch für offene Beziehungen:
- Eifersucht und Verunsicherung: Eifersucht ist eine natürliche Emotion, die in offenen Beziehungen auftreten kann. Gerade am Anfang kann es sehr verunsichernd sein, wenn der*die Partner*in nun auch mit anderen Menschen flirtet oder diesen nahe kommt. Frag dich also schon vorab, ob du zu Eifersucht tendierst und ob du mit dieser gut umgehen kannst.
- Unterschiedliche Grenzen: Vielleicht wünscht sich ein*e Partner*in eher lockere Flirts und etwas Bauchkribbeln mit anderen, für den*die andere*n Partner*in hingegen wäre auch Sex außerhalb der Beziehung vorstellbar – solche verschiedenen Grenzen können zu Konflikten führen. Überleg dir also in Ruhe, welche Grenzen für dich nicht überschritten werden dürfen, damit du dich wohl damit fühlen könntest, eine offene Beziehung zu führen.
- Emotionale Bindungen: Offene, vor allem aber polyamore Beziehungen bedeuten nicht nur unkomplizierten Sex, sondern mitunter auch Gefühle für andere Menschen außerhalb der Beziehung. Es kann also passieren, dass sich eine*r von euch in jemand anderen verliebt – und das wiederum kann zu Unsicherheit in der Hauptbeziehung führen. Frag dich also vor einer Entscheidung, ob du akzeptieren könntest, wenn dein*e Partner*in neben dir auch Gefühle für andere Personen hat.
3 Tipps, wie das offene Beziehungsmodell klappen kann
Eine offene Beziehung zu führen erfordert beidseitiges Engagement, gegenseitiges Verständnis und ständige Kommunikation. Damit das Modell für alle Beteiligten bereichernd ist, solltet ihr einige grundlegende Prinzipien beachten. Mit den folgenden praktischen Tipps könnt ihr den Grundstein für eine erfüllende offene Beziehung legen:
- Legt gemeinsam für eure offene Beziehung Regeln fest
Um euch nicht gegenseitig zu verletzen und eure Partnerschaft nicht zu gefährden, braucht es einige klare Absprachen. Dazu gehört etwa, wie oft ihr euch mit anderen Menschen trefft, welche außerpartnerschaftlichen Aktivitäten für beide Seiten in Ordnung sind, wie viel ihr euch über die anderen Personen erzählt. Aber auch Aspekte, wie oft ihr feste Paar-Zeiten zu zweit einplant und wie ihr eure Form der Beziehung in eurem Umfeld kommuniziert. - Seid jederzeit offen und ehrlich miteinander – und zu euch selbst
Kommunikation braucht es in jeder Beziehung – aber in alternativen Beziehungsmodellen sind Offenheit und Ehrlichkeit unabdingbar. Kommuniziert anfangs also offen eure Wünsche und Bedürfnisse, seid ehrlich zueinander, wenn gemeinsame Grenzen doch nochmal enger gesteckt werden müssen. Und vor allem: Sei auch ehrlich zu dir selbst, wenn du spürst, dass bestimmte Absprachen für dich nicht funktionieren. - Bewertet euer Modell regelmäßig neu
Die Regeln, die ihr für euch gemeinsam festlegt, dürft ihr immer wieder anpassen und neu definieren. Wichtig ist einfach, dass sich beide Partner*innen wohlfühlen. Deshalb solltet ihr euch regelmäßig darüber austauschen, ob euer Modell für beide funktioniert, ob ihr Aspekte anpassen möchtet oder ob vielleicht neue Fragen aufgekommen sind, die ihr gemeinsam beantworten müsst.
Vorurteile und Missverständnisse, die über das Beziehungsmodell kursieren
Viele Menschen glauben fälschlicherweise, dass offene Beziehungen weniger ernsthaft oder stabil sind als monogame Beziehungen. Doch das Gegenteil kann der Fall sein, wenn beide Partner*innen wirklich offen miteinander umgehen. Die wichtigste Grundlage dafür ist also, sich erstmal selbst zu reflektieren und zu verstehen, ob eine solche Beziehungsform mit den eigenen Erwartungen und Bedürfnissen einhergehen kann. Und anschließend mit dem*der Partner*in gemeinsam herauszufinden, ob dieser Beziehungstyp für beide passen könnte. Auf dieser Grundlage ist eine offene Beziehung nicht – wie oft voreilig verurteilt – ein Freifahrtschein für außerpartnerschaftlichen Sex, sondern kann zu mehr (sexueller) Selbstverwirklichung und stärkerem Vertrauen ineinander führen.
Fazit: Mit Kommunikation und klaren Regeln kann eine freiere Liebe gelingen
Die Entscheidung für eine offene Beziehung kann eine Bereicherung für das Leben und die Beziehung der Beteiligten darstellen. Sie ermöglicht es dir, traditionelle Beziehungskonzepte zu hinterfragen und neu zu definieren, was Liebe, Treue und Partnerschaft für dich bedeuten. Gleichzeitig erfordert der Beziehungstyp ein hohes Maß an Offenheit, Vertrauen und Kommunikation. Es bedarf viel Selbstreflexion und Auseinandersetzung mit den eigenen Bedürfnissen sowie maximale Ehrlichkeit dem*der Partner*in gegenüber, damit Missverständnisse von vornherein vermieden werden können. Überlegungen über eine offene Beziehung in einer Partnerschaft initial anzusprechen erfordert oft Mut – doch ein solches Gespräch kann auch tiefe Einblicke in die eigenen Wünsche und Bedürfnisse ermöglichen und euer Miteinander auf eine ganz neue Ebene bringen.