Vertrauensbruch: Wenn die Beziehung einen tiefen Riss bekommt
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Vertrauen ist das A und O einer jeder funktionierenden Freundschaft, Familie sowie glücklichen Partnerschaft. Umso größer ist der Riss in einer Beziehung, wenn es zum Vertrauensbruch kommt, wenn einer der Partner das gegenseitige Vertrauen – sei es versehentlich oder sogar wissentlich – verletzt oder missbraucht, indem er den Partner enttäuscht oder hintergeht. Und umso schmerzhafter ist auch die Verletzung für den Betrogenen.
Ein starker Vertrauensbruch hat darum nicht selten eine Trennung zur Folge. Dabei stellt sich die Frage: Ist eine Partnerschaft nach einem Vertrauensverlust noch zu retten? Wir erklären dir, wie es überhaupt dazu kommt, wie du mit einem Vertrauensbruch umgehst und wann das Vertrauen wiederhergestellt werden kann.
Was sind die Gründe für verletztes Vertrauen in einer Beziehung
Ein Vertrauensbruch kann unterschiedliche Gesichter haben und kann je nach Vereinbarung unterschiedlich ins Gewicht fallen. So kann Fremdgehen oder ein Seitensprung in einer offen geführten Beziehung häufig verzeihlicher sein, als den Partner mit Lügen zu hintergehen, Intimtäten oder Geheimnisse auszuplaudern oder sogar dessen verletzliche Seite vorzuführen. Dennoch kommen Vertrauensbrüche selbst in den besten Beziehungen immer wieder vor – weil sie menschlich sind. Umso genauer gilt es zu hinterfragen, wie es denn überhaupt so weit kommen konnte.
Von welcher tieferen Bedeutung ein Vertrauensbruch ist, hängt auch davon ab, unter welchen Bedingungen er stattfand. Dabei können folgende drei Fragen bereits Aufschluss geben:
1. Erfolgte der Vertrauensbruch versehentlich? Es kann sein, dass der Partner den Bruch ohne schlechte Absichten herbeigeführt hat. Ein einmaliger Ausrutscher, der so nie beabsichtigt war.
2. Kam es vorsätzlich dazu? Vielleicht ist der Partner aber auch aus vollem Bewusstsein das Risiko eingegangen oder hat es absichtlich darauf angelegt.
3. Ist es ein Dauerthema? Sich wiederholende oder sogar kontinuierliche Vertrauensbrüche können in einer Beziehung ein deutliches Signal dafür sein, dass hier schon länger etwas im Argen liegt.
Wichtig ist außerdem, die psychologischen Beweggründe zu beleuchten, die überhaupt zu einem Vertrauensbruch führten. Hier drei Möglichkeiten, die Menschen dazu verleiten, ihren Partner zu hintergehen.
- Man fühlt sich vom Partner unter Druck gesetzt: So können Eifersüchteleien, Dauerkritik oder Verlustängste des Partners nicht nur enormen Druck ausüben, sondern zur selbsterfüllenden Prophezeiung führen, ihm irgendwann auch den Grund für Angst und Misstrauen zu liefern.
- Man hat Angst, den Partner zu verletzen: In vielen Beziehungen werden Offenheit und Ehrlichkeit als höchste Werte angepriesen. Doch die ungeschminkte Wahrheit kann gerade da den größten Stich versetzen, wo wir uns am verletzlichsten und angreifbarsten fühlen.
- Man hat das Gefühl, nicht verstanden zu werden: Manche Wünsche, Sehnsüchte und Bedürfnisse scheinen in bestimmten Partnerschaften tabu zu sein. Dennoch überwiegt die Verlustangst, weswegen Lügen in einer Beziehung nicht nur zum Vertrauensbruch führen, sondern vielmehr dazu dienen, den Partner nicht zu verlieren.
So gehst du mit der Belastung eines Vertrauensbruch um
Ein offengelegter Vertrauensbruch kann zur enormen Belastungsprobe in einer Partnerschaft werden. Schließlich ist nach der Enthüllung das Risiko groß, dass die Liebe daran zerbricht, da vor allem die Emotionen das Feld beherrschen. Der Vertrauensverlust und die damit verbundene tiefe Verletzung kann beim Betrogenen jede Menge Wut und Enttäuschung entfachen. Die Frustration kann dazu führen, dass der Betrogene vom eigenen Partner Abstand nimmt. Im Gegenzug nimmt der „Betrüger“ diese Distanzierung als Rücktritt aus der Partnerschaft wahr und geht ebenfalls auf Distanz.
Zu diesem Zeitpunkt stellt sich die Frage, ob die Beziehung nach einem Vertrauensbruch noch zu retten ist oder nicht. Folgende sieben Schritte können helfen, aus dem Gegeneinander wieder ein erstes Miteinander zu machen.
1. Klarheit über die Gefühle schaffen
Die Wut und die Enttäuschung auf den Partner brauchen erst einmal ein Ventil. Es ist zwar gut, zu diesem Zeitpunkt seine Emotionen nicht wegzudrücken, dennoch ist es angebracht, das Gefühlschaos zu sortieren. Räumliche Distanz aber auch Gespräche mit Außenstehenden, wie mit Freunden oder Familie, können helfen Klarheit über die Gefühle zu schaffen.
2. Keine voreiligen Entscheidungen treffen
Kurzschlusshandlungen sind zu diesem Zeitpunkt ebenso unangebracht wie voreilige Entscheidungen, die man später bereuen könnte. Jetzt gilt es erst einmal, den Vertrauensbruch zu verarbeiten und Schritt für Schritt zu hinterfragen.
3. Sich in Geduld üben
Für allem für den „Betrüger“ gilt jetzt erst einmal, Geduld an den Tag legen. Einen Vertrauensbruch zu verarbeiten, braucht viel Zeit. Um vernünftige Konsequenzen aus der Situation zu ziehen und bedächtig zu handeln, müssen die emotionalen Wogen erst einmal geglättet sein.
4. Angebot zur Kommunikation machen
Dennoch sollte man dem Partner die Möglichkeit zum Gespräch anbieten und signalisieren, dass man bereit ist, über die Beweggründe zu sprechen und den Vertrauensmissbrauch zu analysieren.
5. Dem verletzten Partner die Führung in die Hand geben
Allerdings sollte der „Betrüger“ seinen Partner nicht zu einem Gespräch drängen. In diesem Fall ist es ratsam, wenn der verletzte Partner das Tempo vorgibt und Bereitschaft für den Dialog zeigt.
6. Fehler eingestehen
Wer bereits zu Beginn signalisiert, dass er seine Tat aufrichtig bereut, ebnet schon den ersten Schritt, das Vertrauen wieder aufzubauen.
7. Vertrauen aufbauen oder Trennung?
Erst in einem gemeinsamen Gespräch gilt es herauszufinden, ob der Vertrauensmissbrauch verziehen werden kann oder der Vertrauensbruch nicht ohnehin nur noch der Vorbote einer längst fälligen Trennung war. Je nach Schwere der Verletzung sind Komplikationen bei der Wiederannäherung nicht ausgeschlossen. Bei einem Vertrauensverlust in der Ehe können gemeinsame Verpflichtungen oder Abhängigkeiten nicht unerheblichen Einfluss auf die finale Entscheidung haben. Dies ist vor allem der Fall, wenn Kinder mit beteiligt sind und der Vertrauensbruch gleich eine ganze Familie betrifft.
Ist der Vertrauensbruch eine Chance auf einen Neuanfang
„Ist das Vertrauen erst einmal verletzt, kann selbst das ehrlichste Wort Zweifel in dir auslösen“ ist nur einer der zahlreichen Sprüche über Vertrauensbruch, der zeigt, wie schwer es ist das Vertrauen wiederherzustellen. Es gibt Verletzungen, die zwar nicht mehr aus der Welt zu schaffen sind, aber es ist nicht ausgeschlossen, dass beide Partner einen Weg finden, damit umzugehen und diese prägende Erfahrung als Chance auf einen Neuanfang zu nutzen.