Selbstliebe lässt sich lernen: Dein Weg zu mehr Wertschätzung
Vielleicht kennst du das: Deine Macken erscheinen dir viel größer als deine Stärken und Vergleiche mit anderen lassen dich gefühlt ganz schön im Schatten stehen. Selbstliebe? Fehlanzeige! Vielen Menschen fällt es deutlich leichter, anderen Wertschätzung und Liebe entgegenzubringen als sich selbst. Aber die gute Nachricht ist: Selbstliebe kannst du lernen. Wie das gelingt, warum uns die Liebe zu uns selbst manchmal so schwerfällt und wieso sich diese positiv auf eine Beziehung auswirkt, das erfährst du hier.
Inhalt:
Verschiedene Aspekte der Liebe zur eigenen Person
Bevor wir dir verraten, wie das mit der Anerkennung der eigenen positiven Seiten klappt, fangen wir erstmal bei der Frage an: „Was ist Selbstliebe eigentlich?“. Eine eindeutige psychologische Definition von Selbstliebe ist schwer zu finden, da diese oft individuell beschrieben wird. Der Philosoph Erich Fromm, der sich schon im 20. Jahrhundert mit dieser Form der Wertschätzung auseinandersetzte, beschreibt Selbstliebe als eine „allumfassende Annahme seiner selbst“. Aspekte, die zur Liebe für dich selbst dazugehören, sind Selbstachtung, Selbstzuwendung und Selbstvertrauen. Zum Teil wird Selbstliebe in der Psychologie auch mit Narzissmus, Egoismus oder Selbstverliebtheit gleichgesetzt – hiervon sollte sie allerdings abgegrenzt werden. Denn während diese Begriffe eher bedeuten, dass ein Mensch sich oder seine eigenen Bedürfnisse über andere stellt und die Menschen in seinem Umfeld damit auch durchaus verletzt, geht es bei der Selbstliebe um eine gesunde Form der eigenen Wertschätzung, die niemandem wehtut.
5 Gründe, warum es auch in der Beziehung Selbstliebe braucht
Vielleicht hast du schonmal das Selbstliebe-Zitat gehört, dass man erst sich selbst lieben muss, um andere lieben zu können? An dieser Aussage ist tatsächlich etwas dran, denn fehlende Selbstliebe kann Beziehungen auf die Probe stellen. Wieso die Wertschätzung der eigenen Person so wichtig für die Liebe zu einem anderen Menschen ist, dafür haben wir dir hier die wichtigsten Gründe gesammelt:
- Du kannst deinem Partner oder deiner Partnerin vertrauen.
Bist du mit dir selbst im Reinen, fällt es leichter, Vertrauen zu einem anderen Menschen zu fassen. So kommt es auch weniger zu Eifersucht, wenn der andere mal etwas ohne dich unternimmt. - Du bleibst emotional unabhängig.
Wer sich selbst liebt, weiß um seinen eigenen Selbstwert. Deshalb passiert es dir mit einer gesunden Wertschätzung für dich selbst auch deutlich weniger, dass du dich in eine emotionale Abhängigkeit zu einem anderen Menschen begibst. - Du kannst eine gleichberechtigte Beziehung führen.
Für eine Partnerschaft auf Augenhöhe braucht es zwei Menschen, die für sich selbst einstehen können. Hierfür ist es entscheidend, dass du deine eigenen Bedürfnisse wahrnimmst und anerkennst – auch ein Teil der Selbstannahme. - Du hast eine attraktivere Ausstrahlung.
Vielleicht hast du auch diese eine Person in deinem Freundeskreis, die mit sich selbst richtig zufrieden ist und nach außen immer ein bisschen strahlt? Tatsächlich wirkt sich die Selbstliebe bei Frauen wie auch Männern positiv auf die Ausstrahlung aus – und diese wiederum spielt gerade beim Eingehen neuer Beziehungen durchaus eine Rolle. - Du kannst die Liebe deines Gegenübers annehmen.
Und der vielleicht wichtigste Punkt: Unsichere Menschen, die ohne Selbstliebe eine Beziehung führen, neigen schnell dazu, an der Liebe eines anderen zu zweifeln. Das kann eine Partnerschaft langfristig stark belasten. Wenn du dich selbst hingegen als liebenswerten Menschen siehst, dann gelingt es dir auch, die Liebe eines anderen für dich zu akzeptieren.
Wie entsteht fehlende Selbstliebe? Wirf einen Blick auf deine Kindheit
Das Bild, das wir von uns selbst haben, entsteht in unserer Kindheit und wird vor allem beeinflusst von den Menschen, die uns in dieser Zeit nahestehen. Meist sind das Bezugspersonen wie die eigenen Eltern, Geschwister oder andere Verwandte. Wächst du als Kind in einem liebevollen Umfeld auf, dann entwickelt sich daraus meist auch ein positives Selbstbild. Schließlich merkst du schon als Kind, dass du ganz offensichtlich ein liebenswerter Mensch bist. Anders sieht es aus, wenn ein Kind in einem schwierigen familiären Umfeld aufwächst. Bekommt es beispielsweise zu wenig Zuneigung von seinen Bezugspersonen oder wird ständig als eine Last hingestellt, wird es später im Erwachsenenalter mit der Selbstliebe zu schaffen haben. Neben der Kindheit und dem Verhältnis zur Familie können außerdem traumatische Erlebnisse, die Trennung von einem geliebten Menschen oder Mobbing dazu führen, dass ein Mensch keine Selbstliebe mehr für sich empfindet.
Warum fällt es manchmal so schwer, sich selbst in positivem Licht zu sehen?
Als Folge auf die Ursachen in der Kindheit kann ein typischer Grund für mangelnde Selbstliebe – in Beziehungen wie auch im Alltag – sein, sich zu sehr auf die eigenen vermeintlichen Fehler zu fokussieren. Besonders in Vergleichen mit anderen, denen auf den ersten Blick alles viel besser zu gelingen scheint oder die augenscheinlich ein viel schöneres Leben führen, werden die Selbstzweifel geschürt. Ein anderer Grund dafür, dass die Selbstliebe oft schwerfällt, ist beispielsweise das Bedürfnis nach Bestätigung von außen. Menschen, die sich auf Zuspruch durch ihr soziales Umfeld angewiesen fühlen, wollen keinesfalls anecken oder negativ wahrgenommen werden – etwa als arrogant oder egoistisch. Deshalb stecken sie lieber vorsorglich zurück und stellen ihre Bedürfnisse in den Hintergrund.
7 Übungen für mehr Selbstliebe in deinem Alltag
Die Wertschätzung der eigenen Person lässt sich zwar nicht von heute auf morgen erzwingen – aber zum Glück kannst du deine Selbstliebe mit einigen einfachen Übungen Stück für Stück steigern. Vorab hilft dir unser kleiner Selbstliebe-Test dabei, herausfinden, wie es um deine eigene Akzeptanz gerade steht. Beantworte dafür die folgenden Aussagen möglichst intuitiv mit „stimmt“ oder „stimmt nicht“:
- Es gibt vieles, was ich gern an mir ändern würde.
- Ich habe oft das Gefühl, dass andere Menschen etwas besser können als ich.
- Wenn ich vor dem Spiegel stehe, fallen mir direkt meine Makel auf.
- Ich traue mir wenig zu, weil ich befürchte, zu scheitern.
- Wenn mal etwas gut läuft, denke ich, dass das Glück war – nicht mein Verdienst.
Fällt dir auf, dass du die meisten dieser Aussagen mit „stimmt“ beantwortest, ist das ein Anzeichen dafür, dass deine Selbstliebe ruhig ein bisschen auf Vordermann gebracht werden darf. Mit diesen einfach Psychologie-Tipps gelingt es dir, Selbstliebe zu lernen:
- Vergleich dich nicht mehr mit anderen.
Dank sozialer Medien fällt es heutzutage leicht, sich fast dauerhaft mit anderen zu vergleichen. Was wir dabei oft vergessen: Beiträge von anderen sind auch nur Momentaufnahmen, nicht aber die dauerhafte Realität. Lass Instagram und Co. die nächste Zeit also häufiger links liegen. - Lob dich einmal am Tag selbst.
Dein Outfit heute gefällt dir? Du hast eine Aufgabe in deinem Job gut gelöst? Egal, wie klein dir eine Sache erscheint – fang an, dir regelmäßig selbst Komplimente zu machen. Und zwar mindestens einmal am Tag. - Tu dir etwas Gutes.
Ein Stück Kuchen von deinem Lieblingscafé, ein entspannter Abend in der Badewanne oder der neue Film, den du schon länger sehen wolltest – du hast es verdient, dich regelmäßig zu verwöhnen. Gönn dir in Zukunft also immer mal wieder eine Kleinigkeit, die dich glücklich macht. - Schreib eine Dankbarkeitsliste.
In deinem Leben gibt es sicherlich Aspekte, für die du dankbar bist – ob der Freundeskreis, die schöne Wohnung oder der interessante Job. Schreib dir eine kleine Liste mit all diesen Dingen. Denn Fakt ist: Du hast dich darum bemüht, dass es diese in deinem Leben gibt. Das kannst du dir mit der Liste immer wieder vor Augen führen. - Lerne deinen Körper zu schätzen.
Am eigenen Körper rumzumäkeln fällt vielen Menschen leicht – dabei vergessen wir schnell, was wir unserem Körper eigentlich verdanken. Schließlich ist er es, der uns ermöglicht, Tag für Tag durch unser jetziges Leben zu gehen. Und das ist so viel mehr wert als ein paar Problemzonen, die meistens sowieso nur du selbst wahrnimmst. - Nimm deine Bedürfnisse ernst und steh für diese ein.
Sich selbst zu lieben heißt auch, auf sich zu achten und die eigenen Bedürfnisse zu akzeptieren. Gelingt es dir, wahrzunehmen, was du gerade brauchst, dann kannst du deine eigenen Bedürfnisse auch vor anderen vertreten. Deine Partnerin oder dein Partner will in eine Bar, aber du bist erschöpft von der Arbeit und brauchst Zeit für dich? Sag das ruhig. Auch das ist ein Aspekt von Selbstliebe in der Partnerschaft. - Sei wohlwollend mit dir selbst.
Du musst nicht von heute auf morgen Profi in Sachen Selbstliebe werden, und vielleicht fallen dir manche Tipps schwerer als andere. Das ist vollkommen menschlich – wichtig ist dann einfach, dir selbst zuzugestehen, dass auch mal etwas anders laufen darf als geplant.