Einsam: Gen Z, queere Personen und Menschen mit Migrationshintergrund
Einsamkeit scheint tatsächlich eine Frage des Alters zu sein. Insbesondere die jungen Generationen weisen ein überdurchschnittlich hohes Einsamkeitsempfinden auf. So überrascht es nicht, dass Schüler:innen und Studierende mehr betroffen sind als Rentner:innen. Und auch queere Personen sowie Menschen mit Migrationshintergrund fühlen sich deutlich mehr allein.
- Gen Z und Millennials sind die einsamsten Generationen
- Frauen und queere Menschen sind einsamer
- Jede:r Dritte mit Migrationshintergrund fühlt sich isoliert, jede:r Vierte aktiv ausgegrenzt
- Menschen auf dem Land nur minimal einsamer
- Zusammenleben mit dem:der Partner:in verringert Einsamkeit signifikant
- Schüler:innen und Studierende einsamer als Rentner:innen
- Jede:r dritte Arbeitssuchende ist einsam, jede:r zweite fast immer allein
- Jede:r Vierte in Schule und Studium ist einsam, jede:r Dritte fast immer allein
Gen Z und Millennials sind die einsamsten Generationen
Junge Menschen in Deutschland fühlen sich deutlich einsamer als ältere Generationen. Mehr als jede:r Fünfte zwischen 16 und 39 Jahren (21 Prozent) gibt an, eher bis äußerst einsam zu sein. Dieses Empfinden nimmt mit steigendem Alter ab.
Menschen im höheren Alter haben durch ihre Lebenserfahrung im Vergleich zu Jüngeren häufig ein besseres Gefühl dafür, was sie brauchen und was ihnen guttut – das stärkt ihre psychische Widerstandskraft (Resilienz). Gleichzeitig sind sie nicht mehr so sehr dem Druck von außen ausgesetzt, bestimmte Dinge erleben und erreichen zu müssen und können dadurch mehr im Moment leben.
Linda LeinweberPsychologin, Mental Health Coach und Mitglied im Parship Experten-Team
Frauen und queere Menschen sind einsamer
Geschlecht und sexuelle Orientierung beeinflussen maßgeblich das Einsamkeitsempfinden. Jede:r vierte Homosexuelle (24 Prozent) und jede:r fünfte Bisexuelle (21 Prozent) fühlt sich eher bis äußerst einsam, bei den Heterosexuellen sind es nur 15 Prozent. Personen, die sich einer anderen sexuellen Orientierung als den genannten zugehörige fühlen, haben einen noch größeren Leidensdruck: 4 von 10 (39 Prozent) fühlen sich einsam. Auch nichtbinäre Menschen sind überdurchschnittlich einsam.
- Nach Geschlecht: eher bis äußerst einsam
- Männer: 14%
- Frauen: 17%
- Divers: 20%
- Nach sexueller Orientierung: eher bis äußerst einsam
- Heterosexuell: 15%
- Homosexuell: 24%
- Bisexuell: 21%
- Anderes: 39%
Jede:r Dritte mit Migrationshintergrund fühlt sich isoliert,
jede:r Vierte aktiv ausgegrenzt
Menschen mit Migrationshintergrund haben vermehrt mit Einsamkeit zu kämpfen. Sie stufen sich tendenziell eher als einsam ein und sind häufiger allein als Menschen ohne Migrationshintergrund. Besonders deutlich wird der Unterschied bei Betrachtung weitere Sozialfaktoren: Personen mit Migrationshintergrund fühlen sich deutlich häufiger ausgegrenzt (26 Prozent) bis hin zur sozialen Isolation (31 Prozent). Mehr als jedem:r Dritten (36 Prozent) fehlt eine Bezugsperson, an die er oder sie sich wenden kann. Ebenso viele fühlen eine innere Leere und blicken aussichtslos in die Zukunft (je 37 Prozent). Bei den Menschen ohne Migrationshintergrund ist es nur jede:r Vierte.
Menschen auf dem Land nur minimal einsamer
Anders als vielleicht vermutet, hat die Größe des Wohnortes keinen direkten Einfluss auf das Einsamkeitsempfinden. Eine leichte Tendenz lässt sich dennoch feststellen: Menschen in ländlichen Regionen sind etwas einsamer als Personen, die in großen Städten leben.
Personen, die sich
eher bis äußerst einsam fühlen:
Bevölkerungsrepräsentative Parship-Studie, 2024, Prozentangaben gerundet
Zusammenleben mit dem:der Partner:in verringert Einsamkeit signifikant
Im Gegensatz zur Größe des Wohnorts steht die Wohnsituation in direktem Zusammengang mit dem Einsamkeitsempfinden. So fühlen sich Paare, die mit oder ohne Kinder zusammenwohnen, am wenigsten einsam. Anders verhält es sich bei den Jugendlichen, die mit ihren Eltern zusammenleben: Sie sowie Personen in klassischen Wohngemeinschaften haben das höchste Einsamkeitsempfinden. Ein Zusammenhang besteht hier höchstwahrscheinlich zum Alter: Junge Menschen zwischen 16 und 29 Jahren sowie Schüler:innen und Studierende fühlen sich überdurchschnittlich einsam. Ebenso geht es auch Alleinerziehenden und Alleinlebenden.
Nach Wohnsituation:
Schüler:innen und Studierende einsamer als Rentner:innen
Menschen in geringeren Verdienstklassen fühlen sich deutlich einsamer als Menschen mit höherem Einkommen: Wer ein Netto-Haushaltseinkommen von unter 2.000 Euro aufweist, hat ein doppelt so hohes Risiko, eher bis äußerst einsam zu sein (22 Prozent) als Personen mit einem Netto-Haushaltseinkommen von über 3.000 Euro (11 Prozent). Hingegen geben über die Hälfte der Besserverdienenden (58 Prozent) an, kaum einsam zu sein. Bei den unteren Gehaltsklassen ergeht es so lediglich 40 Prozent.
Jede:r dritte Arbeitssuchende ist einsam, jede:r zweite fast immer allein
Ein Faktor, der zum Einsamkeitsempfinden beträgt, ist die Arbeitslosigkeit. Mehr als jede:r dritte Arbeitssuchende (35 Prozent) fühlt sich eher bis äußerst einsam – offenbar auch, weil sie weniger Sozialkontakte haben als andere. Mehr als die Hälfte der Arbeitssuchenden (54 Prozent) gibt an, fast immer allein zu sein (s. unten).
Jede:r Vierte in Schule und Studium ist einsam, jede:r Dritte fast immer allein
Das Einsamkeitsempfinden von Schüler:innen und Studierenden korreliert mit der Tatsache, dass sich auch Jüngere als deutlich einsamer bezeichnen. Wer zur Schule geht oder studiert, ist außerdem überdurchschnittlich viel allein. Anders verhält es sich bei Personen in Rente oder Pension: Obwohl sie weniger Sozialkontakte haben als der Durschnitt – jede:r Vierte ist (fast) immer allein – fühlen sie sich weniger einsam.
S
Die Akzeptanz, auch unangenehme Emotionen anzuerkennen, trägt im Idealfall dazu bei, dass Menschen besser mit ihnen umgehen können. Es ist daher möglich, dass jüngere Menschen, zwar einsamer wirken, weil sie mit diesem negativen Gefühl offener umgehen, aber nicht unbedingt einsamer sind als ältere Generationen, die das Thema eventuell auch aus Scham verdrängen könnten.
Linda LeinweberPsychologin, Mental Health Coach und Mitglied im Parship Experten-Team
Sofern nicht anders angegeben, beziehen sich die Daten in diesem Artikel auf Deutschland (n = 2.039).
Das Ranking im Überblick
Ganz allgemein gefragt: Wie einsam fühlst du dich zurzeit? Einsamkeit bezeichnet das subjektive Gefühl, alleine zu sein, unabhängig von der Anzahl deiner Sozialkontakte.
Total | Mann | Frau | Divers | Heterosexuell | Homosexuell | Bisexuell | anderes | |
eher bis äußerst einsam | 16% | 14% | 17% | 20% | 15% | 24% | 21% | 39% |
neutral | 13% | 12% | 14% | 40% | 13% | 13% | 12% | 4% |
weniger bis kaum / gar nicht einsam | 71% | 74% | 69% | 40% | 72% | 64% | 67% | 57% |
Altersgruppen:
16-29 Jahre | 30-39 Jahre | 40-49 Jahre | 50-59 Jahre | 60-69 Jahre | 70-79 Jahre | |
eher bis äußerst einsam | 21% | 21% | 16% | 14% | 13% | 7% |
neutral | 9% | 17% | 16% | 12% | 14% | 13% |
weniger bis kaum / gar nicht einsam | 71% | 62% | 69% | 74% | 73% | 80% |