Freundschaften und Sozialkontakte: Qualität vs. Quantität
Ein großer Freundeskreis bedeutet automatisch, dass man sich weniger einsam fühlt? So einfach ist es nicht – vor allem nicht bei den Jüngeren. Die Gen Z und somit viele Schüler:innen fühlen sich trotz ihrer Sozialkontakte einsam. Ein möglicher Grund: Sie haben das Gefühl, mehr für andere da zu sein, wodurch ihre eigenen Sorgen zu kurz kommen.
Als Teil eines großen Freundeskreises ist man automatisch weniger einsam? So pauschal lässt sich nicht schlussfolgern. Dennoch scheinen tiefergehende Freundschaften auf das Einsamkeitsempfinden zu wirken: So geben knapp zwei Drittel (62 Prozent) der Menschen in Deutschland an, dass sie nur sehr wenige enge Freund:innen haben. Bei den eher bis äußerst Einsamen ist der Wert mit 83 Prozent überdurchschnittlich hoch. Auch Frauen geben mit 65 Prozent häufiger an, nur wenige enge Freundschaften zu pflegen als Männer (59 Prozent).
Gen Z*: Mehr Kontakt zu Familie und Freundeskreis, trotzdem einsam
Insbesondere jüngere Menschen pflegen regelmäßigen Kontakt zu Familie und Freund:innen, treffen sich häufiger mit ihnen als ältere Generationen und führen tiefgründige Gespräche. Jede:r Zweite zwischen 16 und 29 Jahren gibt außerdem an, gerne Zeit mit den Menschen im Schul- oder Arbeitsumfeld zu verbringen. Und dennoch fühlt sich die Gen Z so einsam wie keine andere Generation (vgl. Kapitel Soziodemographie Alter). Ein Grund dafür könnte sein, dass knapp die Hälfte der Generation Z sowie der Millennials (je 44 Prozent) das Gefühl verspürt, mehr für andere da zu sein, sodass ihre eigenen Sorgen manchmal in den Hintergrund rücken.
Jede:r zweite Schüler:in: Gefühle und Sorgen kommen zu kurz
Nicht nur junge und einsame Menschen haben das Gefühl, ihre eigenen Sorgen nicht ausreichend teilen zu können, auch einige Berufsgruppen sind besonders betroffen. So gibt jede:r zweite Schüler:in (52 Prozent) an, mehr für andere da zu sein, wodurch die eigenen Gefühle zu kurz kommen. Auch bei den Arbeitssuchenden sowie Hausfrauen und -männern liegen die Werte mit 43 Prozent bzw. 42 Prozent besonders hoch.
„Ich habe das Gefühl, mehr für andere da zu sein, meine eigenen Gefühle/Sorgen kommen manchmal zu kurz.”
Bevölkerungsrepräsentative Parship-Studie, 2024; Prozentangaben gerundet
Einsame haben weniger Sozialkontakte
Menschen mit einem besonders ausgeprägten Einsamkeitsempfinden verfügen grundsätzlich über deutlich weniger Kontakt zu Familie, Freundeskreis und sonstigem Sozialumfeld als kaum Einsame. Unter vielen Leuten fühlen sich einsame Personen zudem weniger wohl als andere: 38 Prozent der eher bis äußerst Einsamen geben an, gerne Aktivitäten mit anderen Menschen zu unternehmen, bei den kaum Einsamen sind es hingegen 50 Prozent. Wer nun glaubt, dass einsame Menschen lieber Zeit für sich verbringen, irrt: Sowohl einsame als auch nicht einsame Personen sind ähnlich gern allein (rund 53 Prozent).
Hier kann der Gewöhnungseffekt eine Rolle spielen: Nach längerer Zeit ohne oder mit sehr wenig Kontakt zu anderen Menschen, kann die Hemmschwelle größer werden, auf andere zuzugehen. Es fühlt sich ’neu‘ an und beansprucht darum viele Kapazitäten im Gehirn. Das ist anstrengend und führt dazu, dass wir soziale Kontakte lieber vermeiden, obwohl wir uns diese eigentlich wünschen.
Linda LeinweberPsychologin, Mental Health Coach und Mitglied im Parship Experten-Team
Die Studienergebnisse in diesem Artikel beziehen sich auf Deutschland (n = 2.039), sofern nicht anders angegeben.
Das Ranking im Überblick
Bitte denke einmal an dein soziales Umfeld: Wie würdest du es beschreiben? Bitte bewerte die folgenden Aussagen.
Total | Mann | Frau | 16-29 Jahre | 30-39 Jahre | 60-69 Jahre | 70-99 Jahre | Äußerst Einsame | Kaum Einsame | |
Ich habe nur sehr wenige enge Freund:innen | 62% | 59% | 65% | 60% | 63% | 62% | 56% | 84% | 57% |
Ich habe mehrmals wöchentlich Kontakt (z. B. über WhatsApp oder Telefon) zu meiner Familie | 62% | 56% | 67% | 65% | 67% | 59% | 61% | 48% | 69% |
Ich habe mehrmals wöchentlich Kontakt (z. B. über WhatsApp oder Telefon) zu meinen Freund:innen | 57% | 54% | 60% | 64% | 60% | 50% | 60% | 41% | 65% |
Ich bin gerne für mich alleine | 53% | 50% | 56% | 48% | 52% | 50% | 52% | 54% | 53% |
Ich führe mit meinen Freund:innen / meiner Familie tiefgründige Gespräche, auch über meine Sorgen | 52% | 48% | 57% | 61% | 57% | 43% | 47% | 36% | 61% |
Ich verbringe mehrmals wöchentlich Zeit mit meiner Familie (z. B. persönliche analoge oder digitale Treffen) | 49% | 48% | 51% | 53% | 50% | 43% | 52% | 33% | 58% |
Ich wohne in unmittelbarer Nähe meiner Familie (gleicher Ort oder Nachbarort) | 48% | 45% | 51% | 59% | 50% | 41% | 44% | 40% | 53% |
Ich bin gerne unter Leuten und mag Aktivitäten mit anderen Personen | 45% | 45% | 45% | 55% | 48% | 41% | 48% | 37% | 50% |
Ich kenne viele Leute und bin gut vernetzt, aber ich habe wenige enge Kontakte | 37% | 38% | 35% | 44% | 39% | 34% | 32% | 36% | 37% |
In meiner Schule / bei meiner Ausbildung / im Studium / bei meiner Arbeit sind viele Menschen, mit denen ich gerne Zeit verbringe | 35% | 37% | 33% | 50% | 41% | 23% | 21% | 20% | 42% |
Ich verbringe mehrmals wöchentlich Zeit mit Freund:innen (z. B. persönliche analoge oder digitale Treffen) | 34% | 35% | 34% | 44% | 38% | 27% | 32% | 21% | 44% |
Ich habe das Gefühl, mehr für andere da zu sein, meine eigenen Gefühle/ Sorgen kommen manchmal zu kurz | 34% | 32% | 36% | 44% | 44% | 21% | 21% | 59% | 25% |
Ich bin sehr aktiv in sozialen Netzwerken und tausche mich dort mit Leuten aus | 17% | 20% | 15% | 29% | 26% | 10% | 11% | 17% | 19% |