Maßnahmen und Unterstützung: Was Menschen bei Einsamkeit hilft
Der Parship Einsamkeits-Index offenbart, dass vor allem junge Generationen wie die Gen Z sowie Millennials unter Einsamkeit leiden. Doch wie gehen verschiedene Altersgruppen mit dem Empfinden um? Und welche Maßnahmen, glauben sie, haben das Potenzial haben, ihnen zu helfen? Auch Frauen und Männer haben durchaus unterschiedliche Coping-Mechanismen.
Vor allem Frauen setzen auf Selfcare und Sozialkontakte
Ob Lesen, ein Spaziergang durch die Natur oder Sporttreiben: Bewusst Zeit allein zu verbringen und sich dabei etwas Gutes tun, hilft mehr als jeder:m Zweiten (52 Prozent) gegen das Gefühl von Einsamkeit. Jede:r Vierte sucht aktiv Kontakt zu Freund:innen (40 Prozent) oder der Familie (38 Prozent). Sozialkontakt und Selfcare liegen vor allem bei Frauen hoch im Kurs. Männer hingegen setzen eher als Frauen darauf, mit Fremden in den Austausch zu treten, etwa in Clubs oder Bars. Sie sind es auch, die eher bereit sind, alleine Aktivitäten wie Kino- oder Konzertbesuche zu unternehmen. In sozialen Netzwerken nach Ablenkung und Kontakten zu suchen, hilft hingegen nur wenigen (13 Prozent).
Was hilft dir bei Einsamkeit?
Bevölkerungsrepräsentative Parship-Studie, 2024
Einsame ergreifen seltener Maßnahmen
Auffällig ist der unterschiedliche Umgang von (äußerst) einsamen Menschen und jenen, die sich als weniger einsam einstufen. Wer ein höheres Einsamkeitsempfinden hat, sucht seltener den Kontakt zu Freundeskreis und Familie, verbringt hingegen deutlich mehr Zeit in sozialen Netzwerken. Eine Maßnahme, die nicht zwingend zielführend erscheint. Jede:r dritte (äußerst) Einsame (33 Prozent) gibt sich dem Gefühl der Einsamkeit einfach hin – das akzeptiert nur jede:r Zehnte (11 Prozent) der weniger Einsamen.
Junge und Einsame möchten sich gegen Einsamkeit engagieren
Die Bereitschaft, sich für die Bekämpfung von Einsamkeit einzusetzen, etwa mit organisierten Treffen am Heimatort, ist unter den Betroffenen besonders hoch. Insbesondere die Gen Z (38 Prozent), Millennials und (32 Prozent) Einsame (40 Prozent) geben an, dass sie sich engagieren würden, um der Einsamkeit in unserer Gesellschaft entgegenzuwirken. Doch welche Angebote könnten helfen?
Das sagen besonders Betroffene
Fast die Hälfte der (äußerst) Einsamen (46 Prozent) ist der Meinung, dass ihnen regelmäßige Psychotherapie helfen würde, um sich weniger einsam zu fühlen. Auch Angeboten, die auf den analogen Kontakt zu anderen ausgelegt sind, schreiben sie großes Potenzial zu (45 Prozent). Auf Platz 3 landen digitale Angebote, wie Apps, die ermöglichen, neue Menschen kennenzulernen (28 Prozent). Letzteres kommt insbesondere bei der Gen Z gut an: Unter den 16- bis 29-Jährigen können sich 37 Prozent vorstellen, digitale Möglichkeiten zum Kontakteknüpfen zu nutzen – und das sogar unabhängig davon, wie einsam sie sich fühlen. Unangefochten auf Platz 1 liegt aber auch in der jungen Generation die Psychotherapie als Maßnahme gegen Einsamkeit.
- regelmäßige Psychotherapie: 46%
- Veranstaltungen vor Ort, die darauf ausgelegt sind, neue Leute kennenzulernen: 45%
- Digitale Angebote (z. B. Apps), die ermöglichen neue Menschen kennenzulernen: 28%
Vermutlich ist die Psychotherapie so beliebt, weil sie eine sichere, wertschätzende und regelmäßige Beziehung zu einem Therapeuten bietet. Das erfüllt das Bedürfnis nach sozialem Austausch und Bindung, da wir uns angenommen und ernst genommen fühlen. Darüber hinaus bietet die Therapie die Möglichkeit, eigene Themen aufzuarbeiten und Antworten auf Fragen zu finden. So können sich Betroffene von ungesunden Mustern lösen und ihr Leben so gestalten, dass sie zufriedener sind.
Linda LeinweberPsychologin, Mental Health Coach und Mitglied im Parship Experten-Team
Die Studienergebnisse in diesem Artikel beziehen sich auf Deutschland (n = 2.039 Befragte), sofern nicht anders angegeben.
Das Ranking im Überblick
Wenn du dich mal einsam fühlst – was hilft dir? Wähle maximal 3 Antworten, die am ehesten auf dich zutreffen.
Total | Mann | Frau | 16-29 Jahre | 30-39 Jahre | 60-69 Jahre | äußerst Einsame | weniger Einsame | |
Aktivitäten für mich alleine ausüben, z.B. Lesen, Spazierengehen, Sport machen | 52% | 48% | 56% | 47% | 50% | 53% | 56% | 58% |
Aktiv den Kontakt zu Freund:innen suchen | 40% | 37% | 42% | 50% | 48% | 35% | 34% | 48% |
Aktiv den Kontakt zu meiner Familie suchen | 38% | 32% | 44% | 47% | 46% | 36% | 32% | 42% |
Versuchen, aktiv in Kontakt mit anderen zu kommen, z.B. Sportkurse, in Clubs/Bars gehen, Nachbarschaftstreff o.Ä. | 14% | 17% | 10% | 21% | 16% | 10% | 10% | 17% |
In sozialen Netzwerken besonders aktiv sein | 13% | 14% | 13% | 23% | 18% | 9% | 25% | 15% |
Alleine Unternehmungen ausüben, die aber unter Leuten stattfinden, z.B. alleine auf ein Konzert oder ins Kino gehen | 13% | 15% | 11% | 18% | 11% | 13% | 15% | 16% |
Mich dem Gefühl der Einsamkeit hingeben (Trauer oder Selbstmitleid zulassen) | 13% | 13% | 12% | 16% | 19% | 8% | 33% | 11% |
Gar nichts | 6% | 6% | 7% | 5% | 6% | 7% | 10% | 5% |
Was glaubst du, welche Angebote dir helfen würden, damit du dich weniger einsam fühlst? Bewerte auf einer Skala.
Total | Mann | Frau | 16-29 Jahre | 30-39 Jahre | 60-69 Jahre | äußerst Einsame | weniger Einsame | |
Veranstaltungen vor Ort, die darauf ausgelegt sind, neue Menschen kennenzulernen | 33% | 33% | 33% | 39% | 41% | 27% | 45% | 37% |
Mehrgenerationenhäuser, in denen sich Menschen verschiedener Altersgruppen im Alltag unterstützen | 26% | 26% | 26% | 31% | 30% | 24% | 25% | 28% |
Regelmässige Psychotherapie | 25% | 22% | 27% | 42% | 30% | 12% | 46% | 27% |
Digitale Angebote (z. B. Apps), die ermöglichen, neue Menschen kennenzulernen | 22% | 25% | 18% | 37% | 31% | 11% | 28% | 27% |
Punktuelle psychologische Beratung (z. B. durch Pro Familia o. ä.) | 21% | 22% | 20% | 35% | 28% | 12% | 28% | 23% |
Kampagne von der Regierung, um auf das Thema Einsamkeit in der Gesellschaft aufmerksam zu machen | 17% | 19% | 15% | 31% | 19% | 9% | 23% | 19% |
Hilfehotlines / Chats, an die sich Menschen in akuter Einsamkeit wenden können | 16% | 18% | 14% | 28% | 22% | 6% | 21% | 19% |